Der knapp 400 ha große Friedhof Ohlsdorf im Norden Hamburgs stellt die größte innerstädtische Grünfläche der Stadt dar. Vor dem Hintergrund rückläufiger Bestattungszahlen haben der Betreiber und die Stadt Hamburg unter dem Titel „Ohlsdorf 2050“ ein neues Nutzungskonzept für den bereits seit ca. 150 Jahren betriebenen Parkfriedhof entwickelt. Aufgrund der besonderen städteplanerischen und naturschutzfachlichen Bedeutung des Friedhofs soll als Grundlage für dieses Konzept auch dessen ökologische Ausstattung ermittelt werden. So können z.B. besonders wertvolle Bereiche ermittelt werden, die zukünftig aus der Friedhofnutzung entlassen werden können.
Anfang 2016 wurde durch den Betreiber eine vollständige Erfassung des Brutvogelbestands in Auftrag gegeben. Die Arbeiten wurden auf fünf Tag- und zwei Nachtbegehungen zwischen März und Juli 2016 durchgeführt. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe eines geografischen Informationssystems digitalisiert und zu Übernahme in das Artenkatasters der Freien und Hansestadt Hamburg vorbereitet. Für einige sehr häufige Singvogelarten wurden zusätzlich zu den Einzelrevieren die Revierpaarzahlen auf der Basis von 1 x 1 km² - Rasterzellen ermittelt.
Insgesamt wurden 50 Brutvogelarten nachgewiesen, daneben wurden neun Arten als Durchzügler sowie drei Arten als Nahrungsgäste registriert. Vier Brutvogelarten sind in den Roten Listen Hamburgs oder Deutschlands als bestandsgefährdet geführt, weitere vier Arten stehen auf der Vorwarnliste.
Aufgrund seiner Größe und dem weitläufigen, teils park- und teils waldartigen Charakter stellt der Ohlsdorfer Friedhof einen für das Innenstadtgebiet einzigartigen Brutvogellebensraum dar. Das Gebiet weist in dem störungsarmen, hochwaldartigen Westteil sowie dem an Kleinstrukturen wie Hecken, Dickichten und Altholzinseln reichen Ostteil hohe bis sehr hohe Brutvogeldichten auf. Das Artenspektrum setzt sich zum einen aus typischen, meist störungstoleranten Arten der städtischen Parks und Gärten zusammen, daneben kommt aber auch eine Reihe anspruchsvollerer Waldarten wie Mittelspecht, Waldkauz und Kolkrabe vor. Als Besonderheit ist das Brutvorkommen des in Ausbreitung begriffenen Uhus mit drei Brutpaaren zu nennen.